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Sänger Ryo Kinoshita, einigen bereits bekannt aus der Zeit bei Crystal Lake, kündigte nach seinem Ausscheiden, KNOSIS als sein eigenes experimentelles Metalcore-Projekt an.
Es liegt mir eigentlich nicht so, jeden Track in seine Einzel-Riffs und Einflüsse zu zerlegen, aber die stärkste Komponente von «Genknosis» ist wohl seine Emotionalität. Ob es nun ein Gefühl der Wut ist, wie im überrollenden und chaotischen «Fuhai» oder ein Gefühl der Trauer im nachdenklichen und introspektiven «Angetsu», Kinoshitas Herangehensweise zeugt von einer gewissen Reife, die den Sound, einer gelegentlich runtergeputzten Szene, ziemlich erfrischend wirken lässt. Jeder der zehn Songs auf dem Album versprüht eine ganz eigene Stimmung.
Die kürzlich veröffentlichte Single «Dokunuma» veranschaulicht dies gut, mit ihren introspektiven und emotionalen Harmonien, die zwar den Ton angeben, zur Mitte hin aber eine aggressivere Seite zeigt. «Yakusai» hat fast schon Hip-Hop-artige Züge, bevor es in industriell verstärkte Riffs eintaucht. Der Song endet in einer Wolke aus unheimlichen Klängen, intensiven Growls und unbändiger Energie, was einen berauschenden Effekt hinterlässt. Im Kontrast dazu stehen später einige klare Gesangs-Passagen und einige gerappte Parts, die bemerkenswert gut zum rasanten Tempo und den Effekten im Hintergrund passen.
«Tanebi» bringt schliesslich melodische Töne mit sich, die an Sounds der Deftones erinnern und sehnsüchtige Gefühle vermitteln, während es an Schwere hörbar zunimmt. Bei der letztjährigen Single «Fuhai» hat übrigens Yukina von Hanabie als Gast-Sängerin mitgewirkt, was einige, das Album «Genknosis», als experimentell anpreisen lässt. Nun, die Platte ist noch immer Metalcore, jedoch mit einer innovativeren und ausdrucksstärkeren Note.
Sie liefert all die intensive Energie, die man sich von diesem Genre wünscht, hinterlässt bei den Zuhörern aber auch introspektive Schnipsel, über die man nachdenken kann, wenn man denn mag. Das Album nimmt einen höheren Platz ein als viele ihres Genres. Seine Tendenzen, Genre-Grenzen zu verwischen, geben ihm mehr Daseinsberechtigung. Kinoshita-Anhänger und Befürworter von modernem Metal sollten es sich nicht nehmen lassen, sich näher mit dieser Scheibe zu beschäftigen.
Oliver H.