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Spricht man von DER Metal-Lady, fällt eigentlich immer der Name Doro. Die Düsseldorferin hat sich ihren Ruf in den letzten vierzig Jahren hart erspielt, dabei aber auch die eine oder andere musikalische Kurs-Korrektur vorgenommen.
Neben Doro einen Platz in der "Hall Of Fame" zu kriegen, erschien in den letzten Jahren mehr als nur schwer. Hoffnungsvolle Sängerinnen wie Liv von Sister Sin haben zwar am Thron der Deutschen gesägt, konnten Miss Pesch aber nicht zu Fall bringen. Ist denn Doro die römische Bastion, die sich nicht kleinkriegen lässt? Nicht ganz, denn eine gallische Sangesgöttin oder besser gesagt die Amerikanerin Leather Leone fristet seit Jahren ein eher bescheidenes Dasein, liefert seit 1985 immer wieder bestes Metal-Kraftfutter ab und war für ihre Fans die wahre Kaiserin des Metal. Ihre ersten Schritte machte sie mit (David T.) Chastain.
Der umtriebige amerikanische Gitarren-Hero veröffentlichte zusammen mit der stimmgewaltigen Shouterin die Meisterwerke «Mystery Of Illusion», «Ruler Of The Wasteland», «The 7th Of Never» und «The Voice Of The Cult». Der erste solomässige Gehversuch von Leather landete direkt in der aufkommenden Grunge-Welle, und so erhielt «Shock Waves» 1989 nie die Anerkennung, welches das Album verdient hätte. Es dauerte fast zwanzig Jahre, also bis 2018 mit «II» der Nachfolger erschien und leider nicht an die Qualität des Debüts heran zu reichen vermochte. Nun steht der dritte Solostreich in den Startlöchern und darf als der klar Beste angesehen werden. Was hier an metallischen Riffs zelebriert wird, mit welchem Punch die Rhythmusabteilung Dampf macht, mit welcher Hingabe die solistischen Parts gespielt werden und mit welcher erhabenen Stimme die mittlerweile 63-jährige Sängerin noch immer die Boxen zum Vibrieren bringt, sucht in der heutigen Zeit seinesgleichen.
Das schleppende «Shadows» überzeugt ebenso wie der schnelle Opener «We Take Back Control». Ein Song, der ein klares Statement abgibt und der die Truppe musikalisch von ihrer besten Seite zeigt. Auch das leicht melodische «We Are The Chosen», welches mit Chören, die an alte Manowar Glanztaten erinnern oder die unter die Haut gehende Ballade «Hallowed Ground», die zu einer grossen Hymne wird, zeigen auf, welches geschicktes Händchen die US-Amerikanerin beim Songwriting hatte. Schon fast purer Speed Metal ist «Dark Days» geworden, der gleichermassen begeistert, wie der Double-Bass Drum-Klopfer «Who Rules The World».
Leather versteht es nach wie vor, Härte mit der richtigen Melodie zu kombinieren und schliesst mit «We Are The Chosen» überzeugend an die Glanztaten der Zeiten mit Chastain an. Dies auch dank der noch immer bärenstarken Stimme von Miss Leone. Die Kraft in den Stimmbändern, aber auch ihre leicht zerbrechliche Art kommen dabei ebenso zum Ausdruck, wie der unbändige Wille der Metal Welt zu zeigen, dass sie zu den Besten ihres Faches gehört. Sie hat sich nie unterkriegen lassen, ist immer ihren eigenen Weg gegangen, und mit diesem Werk zeigt uns die Sängerin, dass sich ihre Hartnäckigkeit gelohnt hat. Metal-Fans werden an dieser grandiosen Scheibe nicht vorbei kommen, und Freunde der alten Bon Jovi bis hin zum Thrash Metal von Death Angel, Megadeth und Testament werden allen Metal-Göttern für diese unglaubliche Scheibe danken!
Tinu