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Wenn ihr wissen wollt, was einen reinrassigen und grandios geilen Thrash Metal Track ausmacht, dann hört Ihr Euch am besten den Titeltrack der neuen Overkill Scheibe an. Das eröffnende Gitarren-Solo zeigt auf sehr eindrückliche Art und Weise, dass mit melodischen Parts die Brutalität auch in einem harten Track nicht zu kurz kommt, beziehungsweise diese aufrecht erhält.
Mit dem znazigsten Studio-Album in den letzten 43 Jahren (meine Güte wie die Zeit vergeht) macht das Quintett alles richtig. Die Jungs wechseln noch immer ihre schnellen Parts und gehen dabei in zähflüssige Black Sabbath Parts über. Getragen von dem nach wie vor genialen Bass-Spiel von DD Verni und dem sehr banddienlichen Drum-Spiel von Jason Bittner, der mit seinem Donnerfuss einmal mehr zeigt, welche Wucht er zu erzeugen vermag, respektive wie ein solider und fetter Rhythmus-Teppich ausgelegt wird. Daneben überzeugen die beiden Gitarrist Derek Tailer und Dave Linsk. Speziell Dave zeigt erneut, mit welchem Feingefühl er Solos spielen kann, um gleich wieder in ein brachiales Thrash-Riff abzutauchen. Der Titelsong sagt alles über die aktuelle Stimmung in der Band aus.
Overkill haben in den letzten vier Jahrzehnten einiges erlebt. Vom Aufstieg in der Achtzigern, in welchen sie fünf unverzichtbare Alben veröffentlichten, bis hin zu schwierigeren Phasen. Nach den ersten Erfolgen gab es ein kleine Selbstfindung, die von den musikalischen Wirren der Neunziger geprägt war, in denen aber auch Highlights abgeliefert wurden. Trotzdem waren sie eine der ganz wenigen Truppen, welche sich in all den Jahren nie auflösten, sondern immer die Fahne hoch hielten. Seit 2010 und dem Album «Ironbound» sind die Jungs wieder in der Spur und zerstören mit jeder neuen Platte die Vermutung, dass man Overkill abschreiben kann und muss.
Auch wenn nicht alle Werke («White Devil Armory», 2014) das hohe Level halten konnten, so überzeugten «The Grinding Wheel» (2017) wie «The Wings Of War» (2019) und hievten die Latte für «Scorched» sehr hoch. Als ob die Corona Zeit für die Jungs eine Frischzellenkur war, knallen uns Overkill zehn neue Knaller um die Ohren, die auch melodischer ausfallen können («Going Home»). Daneben haben sich die Herren einmal mehr übertroffen und bollern "just killers and no fillers" aus den Boxen. Wer nach über vierzig Jahren noch immer so auf den Punkt gespielt abliefert («Twist Of The Wick») oder mit «Wicked Place» fast punkig ans Werk geht, dem gebührt nicht nur Dank, sondern auch Wertschätzung und Anerkennung. Nach wie vor liefert das Quintett Hits ab, die heute auf den Namen «Won't Be Coming Back» getauft werden.
Hört Euch zum Beispiel den Beginn von «Fever» an, bei dem Sänger Bobby "Blitz" Ellsworth mit einer sehr geilen Performance überzeugt. Das neue Werk kommt vielleicht eine Spurt eingänglicher («Bag O Bones») als sein grandioser Vorgänger daher, hat aber deswegen überhaupt nichts vom klassischen Overkill Stil eingebüsst. Ist nun «Scorched» besser oder schlechter als sein Vorgänger? Er ist auf eine gewisse Weise anders ausgefallen und trotzdem weit davon entfernt schlechter zu sein. Bobby und seine Jungs sind aber nach wie vor eine Macht und zeigen, dass sie nichts von ihrer Leidenschaft eingebüsst haben und zu Unrecht nicht zu den grossen Vier des Thrash Metals dazugezählt werden!
Tinu