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Es war der Song «In The Shadows» aus dem fünften Album «Dead Letters», der The Rasmus 2004 international bekannt machte. Die finnische Band hatte den richtigen Dreh gefunden, indem sie Gothic, Nu Metal und Pop zu dem Cocktail mischte, den das Publikum wollte. Dazwischen ist es in unseren Gefilden eher ruhig um die Truppe geworden, doch das elfte Album «Weirdo» soll nun die Fortsetzung der damaligen Kunst sein und alle wichtigen Kriterien der Neuzeit erfüllen.
Schon der Opener «Creature Of Chaos» und «Break These Chains» sind benutzerfreundliche Mischungen aus sanften und harten Klängen, die erahnen lassen, wohin die Reise geht. Neben ein paar symbolischen "Fucks" in den Texten ist jedoch die Rebellion ziemlich in den Hintergrund geraten. Die meisten der zehn Songs sind im Midtempobereich angesiedelt und kleben förmlich vor Süsse! Kein Wunder, hatte doch der erfahrene Songwriter und Produzent Desmond Child seine Finger im Spiel. In den späten 80ern schien er hinter jedem Mainstream-Rock-Hit zu stehen (unter anderem von Bon Jovi, Aerosmith, KISS, Alice Cooper und Bonnie Tyler), bis der zunehmend klebrige Sound durch Nirvana und Seattle geohrfeigt wurde.
Obwohl Childs führende Hand deutlich zu spüren ist, könnte «Dead Ringer» praktisch vom Pop-Duo Savage Garden sein, und der funky Pop und das Pfeifen bei «Love Is A Bitch» machen den Song zu einer schrägen Nummer, die die Charts stürmen, wie in der Versenkung verschwinden könnte. Das Album endet ohne grosse Überraschung mit einer glatten und wenig mitreissenden Ballade namens «I'm Coming For You».
Ob man ein kitschiges Finale liebt oder nicht, ist bei «Weirdo» nebensächlich, denn die neun Vorgänger schlagen allesamt in dieselbe Kerbe. Wer also seit 35 Jahren auf neue süssklebrige Harmonien von einst gewartet hat, sollte sich das neue Werk von The Rasmus keinesfalls entgehen lassen. Für Freunde der härteren Musik und Diabetiker sei aber dezidiert empfohlen: Hände weg!
Oliver H.