
Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Als eingefleischter Fan von ARCH ENEMY muss ich zugeben, dass man mir von der Truppe so ziemlich alles servieren kann und es gefällt. Beim ersten Hördurchgang der neuen Platte «Blood Dynasty» war ich allerdings erst ziemlich enttäuscht. Die drei Tracks «Dream Stealer», «Paper Tiger» und «Liars And Thieves», die bereits im Vorfeld veröffentlicht wurden, sind zwar Arch Enemy pur, und ich hätte noch keinen Verdacht geschöpft, aber bereits beim Titeltrack wurde ich etwas stutzig.
Die elf Songs der Death Metal Legenden sind keineswegs schlecht, aber der Versuch, Vertrautes auf etwas andere Weise auszudrücken, gelingt meines Erachtens nur bedingt. Der zweite Track «Illuminate The Path» ist ebenfalls noch meisterhaft, denn neben dem unverkennbaren Sound haben Arch Enemy versucht, einige weniger erprobte Aspekte einzubauen, wie die Clean-Vocals von Alissa White-Gluz. Danach folgt der Block mit «March Of The Miscreants», «A Million Suns», «Don’t Look Down», «Presage» und «Blood Dynasty», der völlig austauschbar ist. Ich kann nicht sagen, was es ist, aber diesen Songs fehlt das gewisse etwas, für das Arch Enemy ansonsten stehen.
Die fünf Songs, beziehungsweise vier, denn «Presage» ist bloss ein instrumentaler Füller, wirken uninspiriert und langweilig für AE-Verhältnisse. Danach, als wäre ein Hebel umgelegt worden, geht es gewohnt geschmeidig weiter und sogar die kanadische 80er-Jahre Rock-Ballade «Vivre Libre», die sie gecovert haben, vermag zu überzeugen, obwohl es etwas völlig Neues und in französischer Sprache gesungen ist. Highlights des Albums sind für mich «The Pendulum» mit seinen treibenden Rhythmen, der Mischung aus gutturalem Gesang, stampfenden Drums und weitläufiger Gitarren-Arbeit sowie «Paper Tiger», der an Children Of Bodom erinnert, und besonders mit seinem Gitarren-Solo mit den Hochgeschwindigkeits-Tonleiterläufen brilliert.
Die Musik, die den Gesang untermalt, besitzt einen gewissen Retro-Charakter und passt perfekt zu den extremeren Vocals. 42 Minuten später ist das mit Jens Bogren aufgenommene Album bereits Geschichte. Die Erkenntnis aus diesen elf Songs ist klar. Die fast dreissig Jahre alten Veteranen sind immer noch stark und das neue Material teilweise hochstehend. Experimente wie Balladen werden belohnt, jedoch haben sich unerwartet auch ein paar eintönige Tracks eingeschlichen, die nicht viel aussagen. «Blood Dynasty» gehört somit nicht zum Besten, was Arch Enemy über die Jahre abgeliefert haben, aber mindestens die Hälfte des Albums ist nach wie vor zum Hinknien!
Oliver H.