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Manchmal ist es jammerschade, wenn – aus welchen Gründen auch immer – Musik erscheint, aber die gängigen Zeitschriften zu spät davon erfahren. So geschehen ist das nun beim Erstwerk der brasilianischen Prog Power Metaller AURO CONTROL.
Wobei Erstwerk? So richtig will man dies bei diesem Album nicht glauben – zu gut ist es. Die neun Lieder auf «The Harp» klingen zu sehr nach einem genauen Plan, als dass man den Eindruck erhält, es hier mit Anfängern zu tun zu haben. Wobei «genauer Plan» bedeutet, dass die Brasilianer genau zu wissen scheinen, was sie hier tun. Und so mischen sie auf geniale Art Helloween mit Dream Theater und Symphony X miteinander. Neben tollen Riffs kommt meistens eine sehr aggressive Spielweise hinzu, die dem "Power" von Power Metal tatsächlich gerecht wird. Und gleichzeitig klingen Auro Control sehr progressiv – und auch roh. Etwa, wenn man nur den Bass hört.
Spielfreude wird hier gross geschrieben, und macht wohl rund die Hälfte der Ursache aus, wieso dieses Album begeistert. Schön auch, dass man Götter-Sänger Jeff Scott Soto bei «Not Alone» wieder einmal Prog Metal singen hört. Das tröstet allerdings nur wenig darüber hinweg, was die Fanwelt mit der Auf-Eis-Legung der genialen Sons Of Apollo vermisst. Sotos Stimme verleiht diesem Lied die Drehung, die genau diese Band ausgemacht hatte: Roh, progressiv und schlicht genial. Beim Titelstück «The Harp» wird es dann komplizierter. Hörte ich da als Gastsänger Ex-Kamelot Frontmann Roy Khan heraus, entpuppte es sich tatsächlich als die von jemand anders.
Apropos Stimme, wenn man einen Schwachpunkt bei diesem genialen Album sucht, findet man diesem bei den hohen Vocal-Lines von Sänger Lucas de Ouro. Klingt er in tiefen Bereichen super, wird seine Stimme in den Höhen arg dünn und etwas nervend. Ich selber verkrafte das aber wegen des Rests, zumal Auro Control hier auch kleine Hits präsentieren, wie zum Beispiel «Head Up High». Schön auch, dass sie es schaffen, die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu halten. «Breaking Silence» ist der epische Rausschmeisser, denn man etwa auch immer wieder bei Dream Theater findet. Somit bleibt mit «The Harp» ein eindrückliches Debüt-Album, das ich in dieser Form schlicht nicht erwartet hätte.
Roger W.