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Mit mehr als 30 Jahren Todesmetall auf dem Buckel kehren die legendären Death Metal-Pioniere Cryptopsy mit ihrem neunten Studioalbum «An Insatiable Violence» zurück. In Extreme Metal-Kreisen wird die Kombo für ihren bahnbrechenden Klassiker «Blasphemy Made Flesh» (1994) und das Meisterwerk «None So Vile» (1996) verehrt. Nun legen Cryptopsy mit «An Insatiable Violence» noch einen Gang zu und festigen damit ihren Platz in der obersten Liga des Death Metal.
Ein Grossteil des neuen Materials wurde auf der «Death To All»-Tour geschrieben, was in dieser Form noch nie gemacht wurde, denn normalerweise tüfteln Sänger Matt McGachy, Flo Mounier (Schlagzeug), Olivier Pinard (Bass) und Chris Donaldson (Gitarre) eher in aller Ruhe an neuem Material. So kommt es, dass neben einigen der schnellsten Passagen, die Cryptopsy je aufgenommen haben, das kontrollierte Chaos ihres charakteristischen Sounds durch gut getimte Passagen ausgeglichen wird, die das Tempo etwas drosseln, damit die Hörer Luft holen können. Diese dynamische Wut auf «An Insatiable Violence» lässt die aggressiveren Momente noch härter wirken, was bei dem erschütternden «Until Theres Nothing Left» und dem stampfenden Schlussstück «Malicious Needs» auffällt.
Olivier Pinard verankert «Fools Last Acclaim» mit beeindruckender Autorität (mit Mounier Schritt zu halten ist keine beneidenswerte Aufgabe), während Donaldson knorrige, atonale Riffs mit melodischen Passagen auf dem gesamten Album ausgleicht. Inhaltlich scheint es, als gäbe es derzeit nichts Beängstigenderes als das echte Leben, und die acht Songs sind bissige Kommentare zur heutigen Gesellschaft. Obwohl fantastisch verdreht, spiegelt «An Insatiable Violence» unsere toxische Beziehung zu den sozialen Medien wider. Im musikalischen Zentrum des Albums steht allerdings atemberaubende Schlagzeugspiel von Mounier, dem wohl beeindruckendsten kanadischen Schlagzeuger ausser Peart, der herausragende Tracks wie «Dead Eyes Replete» und «Embrace The Nihility» dominiert.
Und McGachy, der schon immer mit einem kraftvollen, kehligen Death-Growl aufwartete, ermöglichten die Strapazen des Tourens, sich als Sänger weiterzuentwickeln. Auf der neuen Platte liefert er eine beeindruckende Leistung ab. Neben ohrenbetäubenden Schreien, die denen von George „Corpsegrinder“ Fisher in nichts nachstehen, entfesselt McGachy die tiefsten und schmutzigsten Death-Growls seiner Karriere. Zudem durften auch ehemalige Bandmitglieder ran. Als der Gesang für «Embrace The Nihility» aufgenommen wurde, dachte die Truppe, dass dies ein Fall für Mike DiSalvo wäre, der von 1997-2001 am Mikro stand.
Ausserdem wurde das Cover-Artwork für «An Insatiable Violence» vom 2024 verstorbenen, grossartigen Sänger Martin Lacroix entworfen, der ebenfalls der Truppe von 2001-2003 vorstand. Cryptopsy sind sich bewusst, dass nicht jede Death Metal-Band lange genug durchhält, um nach 30 Jahren Karriere einen kanadischen Grammy zu gewinnen. Da die aktuelle Karriere-Renaissance keine Anzeichen einer Verlangsamung zeigt, sind die jüngsten Auszeichnungen wohl nur der Anfang. «An Insatiable Violence» erreicht neue Höhen, die voller Highlights sind.
Oliver H.