
Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Hätten die Orks aus Tolkiens Welt je Musik gemacht, dann vielleicht als ein ferner Ruf zurück ins Licht, das sie einst kannten – denn sie waren Elben, verdreht durch Qual und Dunkelheit. Und wenn sie denn musizierten, klänge es wohl so: Furchterregend, monströs – und doch, unter der knorrigen Oberfläche, Spuren einer verlorenen, verdorbenen Schönheit.
«Geysterzvvang», das neueste Werk der bayerischen Black Metal Ritualisten DRUDENSANG, bringt genau dieses Paradox zum Leben. Aus den dunklen Wäldern und folkloristischen Schatten Niederbayerns hervorgebrochen, ruft die Band die sechs Liturgien aus dem Hall der verderbten Harmonien herbei und kanalisiert die geisterhaften Kräfte der Rauhnächte – jener verfluchten Nächte zwischen den Jahren, in denen Dämonen auferstehen und der Schleier zwischen den Welten dünner wird.
Der Sound ist wütend und doch gefasst: Tremolo-Gitarren schreien über donnernden Drums, während Keyboards wie Winternebel durch die Baumwipfel wirbeln. Krámpns Vocals beschwören, zischen und knurren wie alte Zaubersprüche in vergessenen Sprachen. Und doch gibt es unter dem Chaos eine Melodie: unheimlich, zerbrechlich, manchmal sogar schön, als würde ein längst verlorener Elb noch in seiner verrotteten Gestalt flackern. Die gelingt besonders bei einem Song wie «Offenbahrung des Lvzier» oder auch «Hoellenkunst im brennenden Aether» sehr gut, andere Songs wie «Blutkreys Teufeley» fallen dagegen wieder ein wenig ab, speziell die wilden Gitarren, passen da irgenwie nicht mit rein.
Das Album, das unter der Produktion von Markus Stock (Empyrium) entstanden ist, verbindet den rohen Black Metal Spirit der 90er-Jahre mit einer intensiven Atmosphäre, die an frühe Emperor und Satyricon erinnert, aber fest in alpinen Mythen und teuflischen Traditionen verwurzelt bleibt. «Geysterzvvang» will nicht unbedingt gefallen. Es zwingt. Wie ein verfluchtes Relikt, aus dem moosigen Boden des Bayerischen Waldes ausgegraben, ruft es – die wilde Jagd, die Geister der Unterwelt, den Zuhörer, der mutig genug ist. Das ist Black Metal als Ritual. Als Fluch. Als Klagelied. Als Drudensang.
Lukas R.