
Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Sechs Jahre nach der Veröffentlichung von «Ategnatos» wird es wieder laut um die Schweizer Celtic Folk Death Truppe ELUVEITIE. Ihre Fähigkeit, die Intensität des Melodeath mit mittelalterlich klingendem Celtic Metal zu verbinden, brachte 2006 Frische in ein Genre, das etwas eingefahren vor sich hindümpelte.
«Spirit» und «Slania» (2008) gehören zu den besten Genre-Alben, die je gemacht wurden. Seitdem sind fast zwanzig Jahre vergangen und Eluveities zwischenzeitliche Veröffentlichungen haben nicht nur Lobeshymnen ausgelöst. Nun meldet sich die siebenköpfige Band um Sänger und Mastermind Chrigel Glanzmann eindrucksvoll zurück, und «Ànv» beweist, dass Eluveitie die Magie von damals noch immer in sich tragen. Diese Platte ist wieder zu gleichen Teilen wilder Melodic Death und keltischer Folk Metal. Die harten Parts sind düster und grüblerisch. Sie verbreiten eine Atmosphäre von Melancholie und Untergang. Kurz bevor man allerdings das Gefühl kriegt, es nicht mehr auszuhalten, brechen beschwingte und tanzbare Flöten- und Dudelsack-Klänge die Düsternis auf.
«Ànv» ist bei allen zwölf Songs durch die typisch mittelalterliche Atmosphäre geprägt, aber hinter all dem keltischen Wahnsinn stecken noch Berge an eingängigen Riffs. Die Arbeit von Rafael Salzmann und Jonas Wolf (Gitarren) steht definitiv im Mittelpunkt, und bereitet den Boden für folkloristische Ausflüge. «The Prodigal Ones» und «Awen» sind gute Beispiele für die Kombination melodischer Riffs und Folk-Instrumenten. Die Vocals, sowohl männlich als auch weiblich (Fabienne Erni), sind stellenweise umwerfend. Die Schreie, mal schroff und hart, der Gesang, schwebend und opernhaft. Bilden diese Stimmen eine Symbiose, ist es engelsgleich und geradezu episch.
Vervollständigt werden die sieben Raben durch Kay Brem (Bass), Alain Ackermann am Schlagzeug und Neuzugang Leah-Sophie Fischer (Violine, Hurdy-Gurdy). Eluveitie haben mehr als zwei Jahrzehnte auf dem Buckel, doch sie wirken nicht müde. «Ànv» ist wieder eine Machtdemonstration davon, wie erfrischend und einzigartig ein altes Genre 2025 noch klingen kann. Während Bands wie Amon Amarth oder Ensiferum momentan in eher seichten Gewässern segeln, sind Eluveitie wieder hart am Wind und beschwören jeden Sturm herauf. «Ànv» verleiht einem das Gefühl, nach einer verlustreichen Schlacht heimzukehren und dennoch furios, um die Feuer des Sieges tanzen zu können. Eluveitie machen ihr Ding und wissen, wie man sich von anderen abhebt.
Oliver H.