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Nebst der bekannten Bratwurst hat das deutsche Städtchen Thüringen auch musikalische Söhne, die seit knapp dreissig Jahren durch die Welt reisen, um diese ein wenig besser zu machen - HEAVEN SHALL BURN! Mit ihrer zehnten Platte «Heimat» sticht der Fünfer allein schon mit dem Album-Titel in ein politisches Wespennest und rüttelt auf, was aufgerüttelt werden muss.
Das Quintett um die Gebrüder Marcus (Sänger) und Eric Bischoff (Bass), die Gitarristen Maik Weichert und Alexander Dietz, sowie Schlagzeuger Christian Bass hat noch nie ein Blatt vor den Mund genommen, wenn es um Weltpolitik oder Naturschutz geht. Diesem Grundsatz bleiben HSB auch auf ihrer neuen Platte treu. «Heimat» bedeutet nicht Staatstreue, sondern das zu verteidigen, das unseren Schutz braucht. Es sind die Menschen, mit denen man gemeinsam blutet. Es ist das Heulen in der Kehle eines jeden, wenn der letzte Baum bedroht oder die Wahrheit verschleiert wird.
Die dreizehn Songs machen Spass, denn sie sind teilweise eine Reise in die Vergangenheit der Band und bieten grossartige Melodic Death Momente. Obwohl Songs wie «My Revocation Of Compliance» und «Confounder» der Szene keine neuen Genre-Experimente präsentieren, sind die Tracks von allererster Güte. Es muss auch in der musikalischen Landschaft nicht alles verändert werden, damit es an Wert gewinnt. Altbewährt ist manchmal das Geheimnis! Neben dem bereits erwähnten «My Revocation Of Compliance» überzeugen «Those Left Behind» und «Ten Days In May» mit unerbittlicher Härte.
Dazu kommt hier unbändige Dynamik sowie eine Eingängigkeit, die vor Kraft und Vitalität nur so strotzt. Nur wenige Bands, die schon so lange im Geschäft sind wie Heaven Shall Burn, können noch mithalten und beweisen, dass auch gemächlichere und melodischere Songs wie «A Silent Guard», in den richtigen Händen, genauso effektiv sein können wie bombastische, kompromisslose Aggressivität. Zudem hat der Fünfer den Killswitch Engage Klassiker «Numbered Days» gecovert, und für den Gesang mit Jesse Leach gerade den passenden Sänger angeheuert.
Die Produktion von «Heimat» ist sauber, Tue Madsens Mix messerscharf und das Artwork mit dem Hirsch, dem Luchs und der Eule ein Widerspruch. Kitsch wird zur rebellischen Mythologie. Grossartig! Wem der Sound allein noch nicht ausreicht, kann sich mit Deluxe-Blu-ray-Exemplaren des "Summer Breeze" Sets von 2024 eindecken oder limitierte Vinyl-Pressungen ergattern. «Heimat» ist nicht bloss ein Album, es ist der Aufruf sich zu wehren, und Heaven Shall Burn rufen wie immer: sie rammen die Flagge in jenes Feld, das bereits mit Knochen übersät ist.
Oliver H.