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Das seelenreiche Lamento von OPIA klingt wie ein Flüstern aus dem Grab, jeder Ton wie eine Totenglocke, die durch den Nebel der Zeit läutet. Ihr Debüt-Album «I Welcome Thee, Eternal Sleep» ist ein Denkmal für den langsamen, unausweichlichen Verfall des menschlichen Geistes. Es ist nicht einfach nur ein musikalisches Werk, es ist eine Elegie, die aus Schatten gemeisselt wurde. Jedes Stück wandelt durch den Nebel der Verzweiflung, beschwert mit dem bedrückenden Unheil von Verlust, Trauer und der allgegenwärtigen Sterblichkeit.
Was das Album vor allem auszeichnet, ist der Gesang. Man kennt Tereza Rohelová aus der Metalwelt mit anderen Bands. Hier zeigt Tereza jedoch eine bemerkenswerte Vielseitigkeit in ihren stimmlichen Fähigkeiten, indem sie ihren sonst harten Gesangsstil mit ebenso beeindruckenden, klaren Vocals kombiniert. Die Rückkehr zu ihren klassischen Gesangs-Wurzeln fügt ihrem Sound eine neue Dimension hinzu und verdeutlicht sowohl die Herausforderung als auch die Freude, die sie in der Verbindung dieser beiden unterschiedlichen Stile findet. In einem Interview sagte Tereza dazu: "Es ist definitiv eine Herausforderung für mich, aber eine, die mir Spass macht. Als Teenager war ich eine ausgebildete klassische Sängerin, und nach Jahren des harten Gesangs hatte ich das Gefühl, dass es eine gute Gelegenheit wäre, beide Stile miteinander zu verbinden und zu meinen Wurzeln als Sängerin zurückzukehren".
Vom ersten Instrumental-Stück «These Pristine Memories» an ist die Atmosphäre von Melancholie geprägt. Der herzschlagartige Rhythmus pulsiert durch den Nebel und bereitet den Boden für das Kommende, eine lange, emotional überwältigende Reise. Es folgt «On Death's Door Part I», ein dramatisches Zeugnis über die Zerbrechlichkeit des Lebens und den Schrecken des Kontrollverlusts. Die üppigen, ätherischen Melodien vermischen sich mit Terezas Gesang, der zwischen purer Reinheit und rauem Schreien wechselt. Jedes Wort durchdrungen von der harten Realität einer Seele, die sich ihrem Ende nähert. Es ist Gothic in seiner Ehrfurcht vor dem langsamen Verfall des Körpers, aber der wahre Horror liegt nicht im körperlichen Leiden, sondern in der quälenden Erkenntnis, vergessen zu werden. Je länger das Ganze dauert, desto tiefer wird die Trauer.
«Man Proposes, God Disposes» zeichnet ein erschreckendes Bild der gleichgültigen Grausamkeit der Natur und erinnert an die existenzielle Verzweiflung von Sir John Franklins unglücklicher Expedition. Das Tempo ist langsam und bedächtig, als ob jede Note das Gewicht des ewigen Todesmarsches in sich trüge. Es ist schwer und nachdenklich, die ruhigen Momente des Nachdenkens stehen der überwältigenden Kraft der verzerrten Gitarren gegenüber. «The Fade» ist das nächste Stück, zart und doch brutal, eine Meditation über die langsame Erosion der Identität durch geistigen Verfall. Der Track baut seine doomige Melancholie um den zarten, klaren Gesang auf, ohne die rohe Emotionalität des Textes zu verbergen. Es ist eine schmerzhafte Erinnerung an die Grausamkeit des Gedächtnisverlusts, bei dem nicht nur das Leben, sondern auch das eigene Selbst verblasst.
Im Laufe ihres neuen Werkes weben Opia komplexe, persönliche Geschichten, die oft in viktorianischen Themen verwurzelt sind und von Tod, Verfall und Okkultismus berichten. Jeder Song wirkt wie ein persönliches Geständnis, ein Schrei ins Leere, der noch lange nachklingt, nachdem die Musik verklungen ist. Wenn die letzten Akkorde von «On Death's Door Part II» in der Stille verklingen, spürt man unweigerlich die Last der Reise, eine existenzielle Bürde, die wie ein kaltes Leichentuch nachklingt. Opias Debüt hört man nicht nur, man spürt es tief in der Seele. Es ist ein eindringliches Zeugnis für die Zerbrechlichkeit des Lebens, für die Schönheit in der Dunkelheit und für die Emotionen, die in jeder Note stecken. «I Welcome Thee, Eternal Sleep» wird Euch den Weg weisen, wenn Ihr bereit seid, die Reise in den Abgrund anzutreten.
Lukas R.