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Mit «Things Seen But Always Hidden» kehren die Okkultisten von Suffering aus den West Midlands nach mehr als einem Jahrzehnt im Schatten zurück. Das Werk ist ebenso bedrückend wie seltsam hypnotisch. Aufgebaut auf einer Grundlage aus der Feindseligkeit des Raw Black Metal und der bedrückenden Schwere des Doom wirkt das Album wie ein Schritt-für-Schritt-Ziehen in ein Labyrinth, aus dem es keinen klaren Ausgang gibt. Lasst euch nicht vom eher üblen Cover abschrecken.
Der Opener «The House With The Red Door» gibt sofort den Ton an: unheimliche Atmosphäre, ein Moment der Stille und dann der plötzliche Ausbruch von Gewalt. Es ist diese Spannung - zwischen ritueller Geduld und hektischen Ausbrüchen -, die das Album auszeichnet. «Enthralled» zeigt die Band von ihrer packendsten Seite (dazu ein ‘böses’ Video, wie es sich gehört), wobei sich Aydlings Gitarren um die aufrichtig gequälte Stimme von Sturmgeist Fornicator Insultus winden was seine Darbietung so herausragt, ist die völlige Abwesenheit jeder Theatralik.
Statt künstlicher Extreme entfesselt er ein Timbre, das roh, hässlich und beunruhigend real wirkt - eine Stimme die aus tiefster Finsternis hervorkriecht. Müsste man Sauron selbst vertonen, wäre Sturmgeist Fornicator Insultus wohl die naheliegendste Wahl. «The Chamber of Breathtaking Delights» (Genial, läuft zur Zeit bei mir in Dauerschlaufe) bewegt sich mit bewusster Bedrohlichkeit; sein Titel ist ein grimmiger Witz. Hier prägt Schlagzeuger Malleus die Atmosphäre mit rituellen Mustern die wie Beschwörungen wirken. «Consorting With the Devil» ist der gewalttätigste Schlag des Albums und wird von Inquinatus' Bass angetrieben, der wie ein herannahender Zusammenbruch dröhnt.
Die Lead-Single «Apocrypha Through the Keyhole» verdichtet die Essenz des Albums – geschwärzte Wut, verdammte Schwere und erstickende Atmosphäre - in ihrer zugänglichsten Form. Das Album ist jedoch eindeutig dazu gedacht, als Ganzes konsumiert zu werden.
Fans okkulter, atmosphärischer Extreme - Forgotten Tomb, frühe Shining – werden hier viel zu bewundern finden. Andere wiederum werden von der schieren Trostlosigkeit überwältigt sein. Aber Suffering versprechen niemals Trost. Was sie stattdessen bieten, ist ein langsamer, qualvoller und unvergesslicher Abstieg in Dinge, die zwar gesehen werden, aber tatsächlich immer verborgen bleiben. Ich habe bereits versucht herauszufinden, ob sie vielleicht bald in einer Kirche oder irgendeinem altehrwürdigen Gemäuer der Schweiz ihre finsteren Klangrituale zelebrieren – aber bislang blieb die Suche erfolglos. Falls ihr etwas mitbekommt, gebt mir bitte unbedingt Bescheid.
Lukas R.