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Die Legende kehrt zurück und das extrem stark. Entstanden in den 90er Jahren in Berlin, irgendwo im Ursumpf vom Corvus Corax, In Extremo und wohl auch Rammstein, zeigen Tanzwut heuer, wieso die Band nach wie vor relevant ist. Hier treffen intelligente Texte auf Musik, die keine Scheuklappen kennt.
So lehnen sie sich bei «Die Geister die wir riefen» an französischen Chansons an und geben zu ihrem Mittelalter-Rock einen schönen Gegenpool ab, der auch mal in Industrial Metal abdriften darf. Bestes Beispiel für Letzteres ist «Johann». Eine wahre Geschichte über einen Johann Reichert, der für die Nazis 3'000 Personen hinrichtete. Dass man hier nicht nur instrumental an Rammstein denken muss, liegt einerseits daran, dass sich die Stimmen von Tanzwutsänger Teufel und Till Lindemann ähneln, anderseits wohl auch an der «Berliner-Schule». Den Hörgenuss stört das aber nicht, zumal bei «Johann» zum Schluss noch die Dudelsäcke ausgepackt werden. Auch schön, wie bei «Pack» Salation Mortis Sänger Jörg Roth alias «Alea der Bescheidene» mit Teufel ein Duett singt und damit zeigt, dass in der Mittelalterrockszene Freund- und nicht Feindschaft herrscht. Die lyrische Intelligenz kommt dagegen am besten in «Berlin» zur Geltung. Hier offenbaren Tanzwut differenziert ihre Hassliebe zu Berlin, einfach grossartig. Mit «Virus» wurde ein sehr zeitgenössisches Lied komponiert, dass dieses kurzweilige Album episch abschliesst. Die 49 Minuten vergehen jedenfalls wie im Fluge. Wer Tanzwut bisher nicht kannte, sollte in dieses enorm wichtige Werk rein hören. «Die Tanzwut kehrt zurück» ist ihr zehntes Album, und es könnte der Band einen weiteren Popularitätsschub verleihen. Denn Tanzwut sind mehr als Mittelalterrock - sie sind die Essenz des Deutschrocks, ohne sich dabei stumpfer Klischees zu bedienen. Anhören und geniessen!
Roger W.