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«Beyond Obsidian Euphoria» von TÓMARÚM ist das zweite Album der aus Atlanta stammenden Progressive Black Metal Band nach ihrem Debüt «Ash In Realms Of Stone Icons» aus dem Jahr 2022. Seit 2022 hat sich die Band musikalisch und stilistisch von einem Duo zu einem Quintett entwickelt. Das Ergebnis ist ein vielschichtiges Album, das tiefes emotionales Terrain durchquert und Themen wie Selbstzerstörung, Transzendenz und den Heilungsprozess seelischer Wunden erforscht.
Beim Durchstöbern des Werbematerials der Band fällt ein kleines Detail auf, das für einige völlig unwichtig, für andere aber von grösster Bedeutung sein mag. Nämlich, dass sich die Band jetzt als "Progressive Blackened Metal" und nicht mehr als "Progressive Black Metal" bezeichnet, und ob Ihr es glaubt oder nicht, diese kleine Wendung ist tatsächlich unglaublich wichtig. Denn wenn man die beiden Veröffentlichungen der Band vergleicht, ist es ganz klar, dass «Beyond Obsidian Euphoria» deutlich weniger schwarz als sein Vorgänger ist.
Das Album beginnt mit «In Search Of the Triumph Beyond... (Obsidian Overture)», einem 10-minütigen Opener, der technischen Death Metal mit atmosphärischem Black Metal verbindet. Der Track zeigt die Vorliebe der Band, zwischen den Extremen zu pendeln, indem sie komplexe Gitarren-Arbeit mit krachendem Schlagzeug wie dramatischen Wechseln zwischen Aggression und Introspektion verbindet. Von da an bewegt sich das Chose durch verschiedene Klanglandschaften und verwebt progressiven Death Metal, Blackened-Einflüsse und manchmal psychedelische Anklänge zu einer zusammenhängenden Erzählung.
Herausragende Momente sind «Shed This Erroneous Skin», eine kathartische Hymne der Selbstverwirklichung, und «Halcyon Memory: Dreamscapes Across the Blue», in dem sich rauer und klarer Gesang mischen und Stärke und Verletzlichkeit gleichermassen zum Ausdruck bringen. Letzteres greift das Thema auf, die Komplexität des Daseins zu bewältigen, und bietet eine kurze Atempause inmitten des Sturms der schweren Instrumente. «Silver, Ashen Tears» bietet eine unerbittliche Intensität mit schnellen Übergängen, die das Chaos und die Klarheit widerspiegeln, die der Protagonist auf seiner Reise erlebt.
Musikalisch ist der Ansatz der Band deutlich progressiver als auf dem Vorgänger, mit komplizierten Melodien und einfallsreichen Rhythmusmustern, während sie sich vom traditionellen Black Metal weiter in Richtung technischer Death Metal-Gefilde bewegt, die an Bands wie Opeth und The Black Dahlia Murder erinnern. Die Produktion, für die V. Santura verantwortlich zeichnet, ist knackig wie präzise zugleich und unterstreicht die technischen Fähigkeiten der Band, lässt aber auch Raum für die emotionale Tiefe des Materials. Die vielschichtigen Kompositionen und der gekonnte Einsatz von Dynamik schaffen ein überwältigendes und zugleich tief bewegendes Erlebnis.
Auch wenn die Komplexität für manche Zuhörer eine Herausforderung darstellen mag, ist es doch eine fesselnde Erkundung von Selbstfindung und Katharsis, bei der Momente der Schönheit und Gelassenheit die schweren, aggressiven Passagen unterbrechen. «Beyond Obsidian Euphoria» ist eine Meisterleistung in der Verbindung von Technik und Emotionen, mit einem Sound, der sowohl brutal als auch elegant ist, und eine Reise, die Fans von progressivem, modernem und extremem Metal begeistern wird, obwohl es auch ein wenig nach Selbstverliebtheit giert.
Lukas R.