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TOXAEMIA, einer der Fackelträger des schwedischen Death Metal der alten Schule, kehrt mit ihrem zweiten Album «Rejected Souls Of Kerberus» zurück. Nach dem vielbeachteten Album «Where Paths Divide» aus dem Jahr 2020 versucht die Band mit dieser neuen Veröffentlichung ihren etablierten Sound zu verfeinern und gleichzeitig ihre kreativen Grenzen zu erweitern.
Mit dem legendären Produzenten Dan Swanö, der erneut das Mixing und Mastering übernommen hat, bleibt die Band ihren Wurzeln treu, während sie gleichzeitig einen härteren, modernen Sound einführt. Das Ergebnis ist ein Album, das erfolgreich Oldschool-Grit mit einer zeitgemässen Produktion verbindet und einen soliden, wenn auch nicht bahnbrechenden Eintrag in ihrer Diskografie darstellt. Von Anfang an etabliert «Rejected Souls Of Kerberus» seine Identität als ein ausgefeiltes und doch raues, schwedisches Death Metal Album. Der Titeltrack beginnt mit einem unerbittlichen Riffing und donnerndem Schlagzeugspiel, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Gesang, der mit gutturaler Wildheit vorgetragen wird, verankert den Track in vertrautem Death Metal Terrain.
Dennoch gibt es einen erfrischenden Sinn für Dynamik, da die Band subtile Tempowechsel und melodische Untertöne einbaut, die sicherstellen, dass der Track nicht in Monotonie versinkt. Die Entscheidung, ihren Sound zu modernisieren und gleichzeitig ihre Oldschool-Essenz beizubehalten, zahlt sich in Bezug auf die Produktion aus. Die Arbeit von Swanö ist makellos und unterstreicht jedes krachende Riff, jeden stampfenden Drumbeat und jede knurrende Gesangslinie. Tracks wie «M.A.O.D. » und «Hunger» sind Beispiele für diese Ausgewogenheit. Ersterer ist ein rasanter Angriff, der durch einnehmende Leadgitarren-Arbeit und gut platzierte Tempo-Wechsel unterstrichen wird, während letzterer mit bedrohlicher Absicht zermalmt und Riffs liefert, die auch noch nach dem Ende des Tracks hängen bleiben.
Toxaemia greifen auch auf ihr früheres Material zurück und überarbeiten zwei Tracks aus ihren Demo-Tagen: «Beyond The Realm und «Tragedies Through Centuries». Die aktualisierten Versionen profitieren von der modernen Produktion und bieten mehr Tiefe und Präzision, ohne die rohe Energie der Originale zu verlieren. Vor allem «Beyond The Realm» glänzt mit seinen komplexen Arrangements wie krachenden Riffs und zeigt die Entwicklung der Band über die Jahrzehnte hinweg. «Tragedies Through Centuries» behält die Essenz der Version von 1991 bei, fügt aber eine Dosis Brutalität hinzu, die sich frisch und vital anfühlt. Der Gesang ist zwar rauer und ausgefeilter, trägt aber immer noch die rohe Emotion der Original-Aufnahme in sich, was ihn zu einem herausragenden Moment macht.
Die Vielfalt des Albums ist eine eindeutige Stärke. Tracks wie «Ex Odio» bieten einen langsameren, doomigen Ansatz mit bedrohlichen Riffs und dramatischen Melodie-Ausbrüchen. Die Leadgitarren-Arbeit ist hier besonders bemerkenswert und verleiht dem Stück eine eindringliche, fast filmische Qualität. Am anderen Ende des Spektrums ist «Blood Red» ein halsbrecherisches Stück Death Metal Wut, das galoppierende Rhythmen mit komplizierten Richtungs-Wechseln mischt, die den Zuhörer in Atem halten. Das atmosphärische und kurze «Dawn Of The Enslaved» sticht als einer der hymnischsten Tracks des Albums hervor, mit schwebenden Gitarren-Melodien, die von harschen Gesangs-Einlagen ausgeglichen werden.
Dieser Track ist wie geschaffen für Live-Auftritte und beweist Toxaemias Fähigkeit, unvergessliche Momente im Rahmen des Death Metal zu kreieren. «Temple Of Venom» verdient eine besondere Erwähnung für seine sich ständig verändernde Struktur. Von düsteren, schleichenden Passagen bis hin zu explosiven Ausbrüchen von Aggression fühlt sich der Track wie eine Reise durch eine dunkle, unvorhersehbare Landschaft an. Es sind diese Momente des Experimentierens, die «Rejected Souls Of Kerberus» auszeichnen, auch wenn das Ganze grösstenteils im vertrauten Death Metal Gebiet bleibt. Zum ersten Mal haben Toxaemia nun aber einen Cover-Song mit draufgepackt.
Ihre Interpretation von Dismembers «I Saw Them Die» schliesst das Album mit einem Höhepunkt ab. Die Band fügt dem Song ihr eigenes, erdrückendes Flair hinzu, so dass er sich sowohl ehrfürchtig gegenüber dem Original als auch unverkennbar nach Toxaemia anfühlt. Es ist ein passender Tribut an einen der schwedischen Death Metal Pioniere und eine Erinnerung an die reiche Geschichte des Genres. Die Produktion des Albums ist eines seiner herausragenden Merkmale. Swanös Expertise sorgt dafür, dass jedes Instrument Raum zum Atmen bekommt und ein dichter, aber klarer Sound entsteht.
Das Schlagzeug schlägt präzise zu, der Bass sorgt für ein solides Fundament, und die Gitarren wechseln zwischen brutaler Härte und melodischer Komplexität. Das von William Persson Öberg gestaltete Artwork passt ausserdem perfekt zu den Themen des Albums. Sein groteskes, bestialisches Design fängt die rohe und bedrohliche Energie der Musik ein und dient als passendes, visuelles Gegenstück zu den akustischen Angriffen. Wer in dieser Stilecke zu Hause ist, findet hiermit womöglich Zuspruch, darum antesten!
Lukas R.