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Wer sich und seine Musik nicht allzu ernst nimmt, kann auch mit todesmetallischen Melodien ordentlich Spass haben. Das soll nicht etwa heissen, dass das Material von BAEST nichts taugt, sondern dass mit einer Portion Humor auch ein Publikum zu gewinnen ist.
Die dänische Death Metal-Formation (auch als Bæst unterwegs) zeigt seit einiger Zeit, wie das geht. Ihr viertes Album mit dem Titel «Colossal» ist aber dennoch nicht Mainstream-Party-tauglich, denn die stampfenden Rhythmen und wuchtigen Riffs der neun neuen Tracks sind genauso kräftig und heavy wie alles andere aus ihrem Backkatalog. Man hört jedoch eine Arena-Ausgelassenheit und schamlose Eingängigkeit heraus. Dies ist durchaus Classic Rock Ikonen wie AC/DC oder Led Zeppelin zu verdanken. Gemischt mit Cannibal Corpse oder Bloodbath ergibt dies eine wunderbare Mixtur an hörbaren Songs.
Der Opener «Stormbringer» ist voll von unerbittlich eingängigen Riffs, die einen massiven, publikumswirksamen Refrain umgeben, der trotz allem nie vergessen lässt, dass es im Kern ein Death Metal Track ist. «In Loathe And Love» zeigt die wirklich beeindruckende Leistung von Schlagzeuger Sebastian Abildsten, der mit seinem Spiel die Verehrung der Band Dismember nochmals unterstreicht, wohingegen «King Of The Sun» mit einem Gastauftritt von Jesper Binzer von D-A-D daran erinnert, warum Baest in der Vergangenheit auch schon als "Entombed meets The Eagles" bezeichnet wurden.
Das Album verkommt aber keineswegs zu einer Hippie-Platte, denn Baest (Svend Karlsson (lg), Simon Olsen (v), Lasse Revsbech (rg), Sebastian Abildsten (d) und Mattias "Muddi" Melchiorsen am Bass) finden stets den richtigen Dreh, um einen Mehrwert aus den einzelnen Tracks zu holen. So sorgen die melodischen und dennoch monströsen «Imp Of The Perverse», «Misfortunate Son» und «Mouth Of The River» mit all ihren Hooks und ihrer Härte für ein All-Killer-No-Filler-Feeling. Einzig die Entscheidung, das Instrumental «Light The Beacons» an zweitletzter Stelle zu platzieren, fühlt sich etwas komisch an, andererseits kann man auch mit einem Knall abtreten.
Grundsätzlich ist es wurscht, denn letztendlich ist «Colossal» eine wirklich lebhafte, abwechslungsreiche und innovative Death Metal Scheibe geworden, produziert mit Tue Madsen in den "Antfarm Studios", die sich nicht in Elend und Verzweiflung suhlt, sondern als ganz besonderes "memento mori" dient. Die Songs erinnern uns daran, dass wir headbangend und die Pommes-Gabel schwingend untergehen können, wenn die Zeit gekommen ist. Letztendlich geht es doch um nichts anderes, als ein wenig Spass zu haben, solange wir auf Erden weilen. Somit wahrhaft kolossal!
Oliver H.