Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Das neue Dream Theater Album ist ein Meisterwerk, fertig! Wer es nicht glaubt und etwas anderes beweisen möchte, sollte sich rund eine Woche Zeit nehmen. Denn wie so oft bei den Prog Metal Meistern braucht es mehrere Hördurchgänge, bis sich einem die Erhabenheit der Musik erschliesst.
Für eine ehrliche Kritik habe ich mir diese Zeit nun bewusst genommen und bin schlicht begeistert! Dabei beeindruckt mich nicht in erster Linie das unglaublich hohe Niveau der fünf Musiker an ihren Instrumenten, die virtuos und teilweise komplizierteste Rhythmen spielen. Für mich als einer der kein Instrument beherrscht, machte die Faszination der Amerikaner schon immer aus, wie sie grossartige Melodien mit musikalischem Anspruch verbinden und daraus nachvollziehbare Hymnen kreieren. Und das ist ihnen auf dem neuen Werk wieder gelungen, zum Glück – denn mit dem Vorvorgänger «The Astonishing» von 2016 wurde ich weder auf CD noch live richtig warm. Die Lieder auf seinem Nachfolger «Distance Over Time» von 2019 waren schlicht zu kurz und verursachten bei mir erst live, sprich auf dem grandiosen Live-Album «Distant Memories – Live In London» Gänsehaut. «A View From The Top Of The World» schliesst jetzt aber wieder an die letzten Meisterwerke (also für mich alle Alben zwischen «Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory» von 1999 und «Dream Theater» von 2013») an. Das waren immerhin acht Alben hintereinander.
Hier finden sich wieder die grandiosen Lieder, bei denen man nie das Gefühl kriegt, dass sie zu kurz oder zu lange geraten sind. Angefangen beim neuneinhalb-minütigen «The Alien» bis zum riesigen Titellied zum Schluss mit über zwanzig Minuten. In diesen insgesamt sieben Liedern geschieht sehr viel. Einzig auf eine kurze und poppige Akustik-Ballade verzichten Dream Theater. Davon abgesehen reihen sich hier Hymnen an Hymnen. Sänger James LaBrie nervt dabei nie mit zu hohen Tönen, und wer ihn trotzdem nicht mag, kann sich die aufwändig gestaltete "Special Edition" besorgen, in der das ganze Album zusätzlich ganz ohne Gesang zu hören ist und trotzdem ganz famos klingt. «A View From The Top Of The World» ist trotz seiner pandemiebedingten schnellen Entstehungszeit kein Schnellschuss, sondern ein clever austariertes Stück Musik, das die Leidenschaft des Quintetts in die heimischen Stuben transferiert. Dream Theater präsentieren sich hier vielleicht nicht mehr ganz so progressiv in dem Sinne, dass sie Melodien einbauen, die man von ihnen noch nicht kennt. Sie nutzen aber das bereits von ihnen bekannte Soundspektrum für ein spektakuläres neues Werk, das einmal mehr untermauert, warum die Band zu den berühmtesten Progressiv Metal Bands dieser Welt zählt. Schweigen, zuhören und geniessen.
Roger W.