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Eigentlich ist es kaum zu glauben, aber die Ursprünge von GHOST, respektive die Vision von Mainman Tobias Forge und seinem "Papa Emeritus" bis hin zu "Papa V Perpetua" wird 2026 bereits zwei Dekaden auf den Buckel haben! In der Zeit wurde etwas geschaffen, das mitunter "als das nächste grosse Ding" gehandelt wird. Liest man sich den Wikipedia-Artikel zur Band durch, wird gewahr, was hier bisher geleistet wurde und nun mit dem sechsten Studio-Album fortgeführt wird.
Hört man sich das letztjährige, offizielle Live-Album zum Konzertfilm «Rite Here Rite Now» an und hat womöglich auch eine der wenigen Kino-Aufführungen besucht, wird einem umgehend bewusst, welches Potenzial in dieser polarisierenden Truppe steckt. Allerdings hat alles seinen Preis, denn was zu Beginn noch mit vielen Mysterien rund um den nur geschminkt aufgetretenen Master Forge (viermal als "Papa Emeritus", einmal als "Cardinal Copia " und ab 2025 als "Papa V Perpetua") und seine stets vollmaskierten "Nameless Ghouls" angeht, hat sich Forge in jüngst geführten Interviews als ganz normale Privatperson gezeigt.
Derweil haben die Ghouls ihre vorherigen Satans-Masken gegen alte Raumfahrer-Masken getauscht. Auf die Musik hat das freilich keinen grossen Einfluss genommen, alsdass eigentlich eh alles aus der Feder von Tobias stammt, auch wenn das frühere und mittlerweile ehemalige Musiker wie Simon Söderberg bezüglich der ersten zwei Alben anders sehen. Tatsache ist, dass Ghost es mit ihren hookstärkeren und melodiöseren Songs geschafft haben, die Zuhörerschaft laufend zu erweitern. Die berechtigte Sorge, dass der mainstreamigere Kurs nun zu insgesamt zu poppigem Material führt war, zum Glück und zumindest bisher, unbegründet.
Diesem Gesichtspunkt müssen sich nun auch die aktuellen Kompositionen von «Skeletá» stellen. Im Vorfeld erschienen «Satanized» (März) und vor kurzem «Lachryma» als Singles vorab. Interessanter- oder eher glücklicherweise besitzen beide Appetizer, nebst der wiederum bombastischen Produktion, nach wie vor die Charakteristik eines typischen Ghost-Tracks ab «Infestissuman» (2013) auf. Dazu gehören fette Gitarren-Riffs, ein pumpender Bass, weitere eingängige Melody-Lines und der eigentümliche wie theatralische Gesang von "Papa V Perpetua". Textlich ändert sich auch kaum was oder welches Thema umgibt wohl «Satanized»?
Da wir damit den Beginn, also den Opener «Peacefield» übersprungen haben, sei noch nachgereicht, dass einem das sakrale, weiblich dominierte Intro vor dem ersten Riff und dem gesanglichen Einstieg des Meisters sogleich eine Gänsehaut vom Feinsten beschert. Ganz zu schweigen davon, was danach alles noch passiert, heisst mehr Ghost geht nicht, einfach wunderbar. Die Verschmelzung von älteren wie neuen Vibes geschieht einmal mehr fliessend, und schon ist man wieder mittendrin in diesem einmaligen Klangkosmos, der nur geliebt oder gehasst werden kann. Wen aber diese catchy Melodien nicht auch mitreissen, ist schlicht taub.
Ausserdem bratzen die Gitarren angenehm kernig und verhindern wirksam, dass das Ganze zu keiner Zeit einen zu weichen Anstrich erhält. Das gilt zum Beispiel auch für die tolle Halbballade «Guiding Lights», wo "Papa V Perpetua" einmal mehr mit der ganzen Bandbreite seines Edel-Gesangs brilliert. So nisten sich alle zehn neuen Songs auf Augenhöhe hartnäckig im Gehör ein und offenbaren letztlich ein verschmerzbares Luxus-Problem, das «Skeletá» kennzeichnet, nämlich dass sich das ganze Album auf schwindelerregendem Niveau befindet und so keinen Überhit wie «He Is» oder «Absolution» "zulässt". Dennoch fällt das Fazit glasklar aus!
Rockslave