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Der berühmt berüchtigte Autor Charles Bukowski (R.I.P.) war der Meister des "dirty realism", er schaffte es, die Abgründe des Lebens in all ihrer Hässlichkeit und Widersprüchlichkeit zu porträtieren, und das alles aus einer betrunkenen, desillusionierten Perspektive. Nun könnte NEW SKELETAL FACES' «Until The Night» als ein gespenstiger Soundtrack zu diesen Geschichten sehr wohl durchgehen.
Die Band kommt aus der Gosse wie eine gespenstische Mischung aus Christian Deaths Fäulnis und Bathorys Grausamkeit und stösst einen in eine wilde, ungesäuberte Welt, in der Punk, Gothic und Black Metal in chaotischer Brillanz aufeinanderprallen. Von dem Moment an, in dem «Disexist» einsetzt, einem knorrigen Hard Rock Stoss, durchtränkt von Gothic-Grauen, weiss man, dass man sich auf etwas gefasst machen muss. Dies ist nicht die saubere, polierte Welt des modernen Gothic-Revivals; nein, New Skeletal Faces servieren einen rohen, erstickenden Angriff von aufwühlenden Riffs und einem frenetischen, hysterischen Gesang von Errol Fritz, der selbst den abgestandensten Menschen einen Schauer über den Rücken jagen könnte.
Ihr Sound fühlt sich an wie eine verdrehte Liebeserklärung an die schmutzigen, verdammten Hymnen der frühen 80er Jahre, wobei jeder Track einen anderen Geschmack von dunklem, gestörtem Wahnsinn serviert. Der Titeltrack ist eine eindringliche Gegenüberstellung, ein klangvolles, Cure-eskes Intro, das sich schnell in ein stampfendes Goth-Metal-Biest verwandelt, als ob es uns daran erinnern soll, dass die Dunkelheit nie ganz aufhört. «Ossuary Lust» knirscht wie ein trotziges Punk-Relikt, getränkt in Frost und Wut, während «Zeitgeist Suicide» mit der viszeralen Energie einer Thrash Metal Hymne thront, nur mit einer düsteren Post Punk Kante.
Aber es geht nicht nur um Feuer und Schwefel. Tracks wie «Wombs» weisen die unheimlichen, atmosphärischen Qualitäten des klassischen Gothic auf, und «Enchantment Of My Inner Coldness» schleicht sich in einen erstickenden Dunst aus geflüstertem Gesang und gespenstischer Gitarren-Arbeit, der sich zu einem brodelnden Höhepunkt gothischer Spannung aufbaut. Und gerade, wenn man denkt, dass man sie durchschaut hat, schliessen sie mit einer Cover-Version von Bathorys «Raise The Dead», die auf ihre nackte, skelettartige Essenz reduziert ist.
Mit «Until The Night» spielen New Skeletal Faces nicht nach den Regeln - sie vernichten sie. Ihr flüchtiger Mix aus Einflüssen, ihr rauer und doch atmosphärischer Sound und ihre anarchische Energie erinnern uns daran, dass Gothic, Punk und Metal immer noch so gefährlich und unberechenbar sein können wie eh und je. Das Album definiert den Sound einer Band, die sich ihren Weg aus dem Grab krallt und erklärt: "Wir sind nicht hier, um schön zu sein. Wir sind hier, um zu stören." Und das tun sie auch.
Lukas R.