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Max Cavalera tanzt bekanntlich auf vielen Hochzeiten, allerdings ist nicht jedes Fest gleich glamourös. So verhält es sich auch mit den Soulfly-Alben, die nie wirklich schlecht sind, aber oftmals einen hörbaren Qualitätsunterschied aufweisen, wie zwischen «Ritual» (2018) und «Savages» (2013) zum Beispiel. Umso überraschender die Feststellung, dass das dreizehnte Album «Chama» erneut zur besseren Sorte gehört.
Ob die kürzliche Wiedervereinigung von Nailbomb dazu beigetragen hat, denn die zehn Tracks haben eine deutlich industriellere Ausrichtung, entzieht sich meiner Kenntnis. Fakt ist, dass sie sich beim Opener «Storm The Gates» bemerkbar macht. Das Hauptriff des Tracks, was übrigens für die meisten weiteren des Albums auch gilt, sind rhythmisch, kernig und bilden den Grundstein für hämmernde Percussion und serielle Slogans, die die Platte sofort auf ein neues Level heben. Diese aggressiven, industriellen Elemente treiben die erste Hälfte von «Chama» voran, bevor die Songs langsamer werden, um in späteren Stücken wie «Favela/Dystopia» und «Always Was, Always Will Be...» albtraumhafte, totalitäre Szenen heraufzubeschwören.
Glücklicherweise bleibt der Sound weitaus fokussierter, als bei Cavalera Conspiracy's chaotischem Rückgriff auf den Industrialismus («Pandemonium»). Soulfly ist zunehmend, wie viele andere Konspirationen auch, zu einer Familienangelegenheit geworden, wobei «Chama» zahlreiche prominente Gastbeiträge enthält. Von Nails-Frontmann Todd Jones auf dem Hardcore-Kracher «Nihilist», über Arch Enemy-Gitarrist Michael Amott beim brutalen «Ghenna» und zu Dino Cazares von Fear Factory, der angeblich auf «No Pain = No Power» zu hören ist, obwohl die untypisch melodischen Vocals eher nach Burton C. Bell klingen.
Wie auch immer. Die Scheibe hält eine konsistente und berauschende Balance zwischen dem hinzugefügten Industrial-Groove und dem für die Band typischen Tribalismus bereit. Damit setzt Cavalera eine Tradition fort, und erzählt die Geschichte „eines Jungen aus den schmutzigen Favelas Brasiliens, der auf der Suche nach einer höheren Macht zu den Stämmen des Amazonas gelangt, die ihm den Weg zu den Seelen des Dschungels zeigen”.
«Chama» zündet nicht ganz so gut wie «Ritual» oder andere, wirklich bemerkenswerte Alben wie «Primitive» (2000), aber es reiht sich nahtlos in die Serie von Alben wie «Conquer» (2008) oder das selbstbetitelte Debütalbum von 1998 ein. Max Cavalera wird wohl für immer an den frühen Sepultura-Alben gemessen werden, aber es ist eindeutig Soulfly, das sein fortdauerndes Vermächtnis ausmacht. Nach siebenundzwanzig Jahren und dreizehn Alben ist «Chama» eine Platte, die seinem Erbe durchaus würdig ist.
Oliver H.