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The Vintage Caravan öffnen Portale wie neonfarbene Geoden und lassen die Farben überall versprühen. Siebzehn Stücke, darunter fünf kurze Zwischenstationen mit den Titeln «Portal I–V», verbinden die Reise zu einem Ganzen, sodass man zwischen Fuzz-Ausbrüchen, Hammond-Dunst und trommelgetriebenem Schwung verschnaufen kann.
Es beginnt mit «Philosopher», bei dem Mikael Åkerfeldts herbstliches Timbre über akustischem Nebel schwebt, bevor die Band den Schalter umlegt und die Lichter aufleuchten – ein eleganter Handschlag zwischen Prog-Kontemplation und isländischem Donner. Von da an schnurrt und knurrt der Motor des Trios. «Days Go By» ist ein tiefes Pochen und ein Riff, das den Kopf zum Nicken bringt – eine Fata Morgana auf der Autobahn, die sich immer wieder in neue Formen auflöst. «Here You Come Again» zieht die Schrauben fest: Bass und Schlagzeug schnappen in Formation, während sich Óskar Logis Lead-Linien wie Weihrauch kräuseln. «Current» schwebt als Halb-Ballade herein und schwillt zu einer Sturmflut an. «Crossroads» antwortet mit lanternenbeleuchtetem Klassizismus – eine Melodie, die an die 70er Jahre erinnert, ohne sich in diese Zeit zu verkleiden.
Dank dieser Zwischenspiele fühlt sich das Album filmisch an: Kleine Wurmlöcher aus Flöte, Feldgeräuschen und Bandrauschen setzen die Pupillen vor jeder Szene zurück. Das ist kein Wunder, denn das Album wurde bei Arda Recorders in Porto analog aufgenommen und die Wärme liegt in der Holzmaserung, nicht im Filter. Das Rhythmus-Team (Alexander Örn Númason und Stefán Ari Stefánsson) hält alles elastisch: die Hüften im Takt, den Herzschlag im Visier. Wenn sie beschliessen, Vollgas zu geben, schlägt «Riot» wie Stoner-Pulswellen durch Beton, dann glimmt und flammt «Electrified».
Der Rausch ist wunderschön. «My Aurora» öffnet ein Fenster zur Nachtluft – akustisches Schimmern, Atem und Raum –, bevor «This Road» einen mit einem grinsenden, staubigen Groove nach Hause schleudert. Immer wieder brechen Funken auf – Zeppelins ungestüme Kraft, Purples funkelnder Orgelzauber und Floyds grenzenlose Weite -, aber die Handschrift ist ihre eigene: erdig, melodisch und freudig lebendig. «Portals» besucht nicht nur alte Räume, sondern baut neue und verkabelt sie für zukünftige Stürme. Dieses Album ist ein wahres Leuchtfeuer.
Lukas R.